Workation: Warum immer mehr Menschen aus dem Ferienhaus arbeiten
Die Zeiten, in denen Arbeit und Urlaub strikt voneinander getrennt waren, sind vorbei. Immer mehr Menschen nutzen die Möglichkeit, ihren Arbeitsplatz an einen besonderen Ort zu verlegen – etwa in ein Ferienhaus am Meer, eine Berghütte mit Panoramablick oder ein Landhaus mitten in der Natur.
Der Trend zur sogenannten Workation − also einer Kombination aus „Work“ und „Vacation“ − boomt. Was früher in der Regel nur Selbstständigen und digitalen Nomaden vorbehalten war, wird durch die zunehmende Flexibilität vieler Unternehmen nun auch für Angestellte immer attraktiver.
Doch ist das Arbeiten aus dem Ferienhaus wirklich so entspannt, wie es klingt? Was sind die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Workation? Und warum genau zieht es eigentlich immer mehr Berufstätige in temporäre Arbeitsorte fernab der gewohnten Umgebung? Der folgende Beitrag geht dem Phänomen auf den Grund.
Die Vorteile der Workation – Mehr als nur ein Tapetenwechsel
Eine Workation bietet zahlreiche Vorteile – sowohl für Arbeitnehmer als auch für Arbeitgeber. Wer seine Umgebung wechselt, kann kreativer arbeiten, produktiver sein und gleichzeitig neue Orte entdecken.
Eine Studie von Microsoft aus dem Jahr 2022 zeigt, dass Beschäftigte, die gelegentlich ihren Arbeitsplatz verlagern, seltener unter Burnout leiden und sich allgemein motivierter fühlen. Auch Harvard Business Review berichtet, dass regelmäßige Umgebungswechsel die kognitive Flexibilität erhöhen und so kreatives Denken fördern.
Für viele ist der größte Vorteil die bessere Work-Life-Balance. Morgens produktiv arbeiten, mittags eine Wanderung oder einen Spaziergang am Strand machen, nachmittags weiterarbeiten und den Abend entspannt bei einem Glas Wein auf der Terrasse ausklingen lassen – dieses Konzept überzeugt immer mehr Berufstätige. Gerade in Berufen, in denen Konzentration und Kreativität gefragt sind, kann eine Workation eine äußerst sinnvolle Alternative zum klassischen Büroalltag sein.
Ein weiteres Argument ist die Zeitersparnis. Wer von einem Ferienhaus aus arbeitet, kann sich lange Pendelwege sparen und die gewonnene Zeit für produktive Tätigkeiten oder die nötige Entspannung nutzen. Zudem fällt der klassische Urlaubsstress weg: Anstatt auf einen bestimmten Zeitraum beschränkt zu sein, lassen sich Reisen und Arbeit flexibel miteinander kombinieren.
Workation und Social Media: Echtzeit-Eindrücke aus dem mobilen Büro
Die Workation ist allerdings nicht nur eine neue Arbeitsweise, sondern auch ein Social-Media-Phänomen. Viele, die aus dem Ferienhaus arbeiten, teilen ihre Erfahrungen mit der öffentlichen Community – sei es in Form von Bildern vom improvisierten Schreibtisch mit Blick auf das Meer oder von persönlichen Einblicke in den neuen Alltag zwischen Meetings und atemberaubenden Sonnenuntergängen.
Dabei geht es nicht immer nur um Selbstdarstellung. Diese Aufnahmen dienen auch als Inspiration für andere, die mit dem Gedanken spielen, ihren Arbeitsplatz temporär zu verlagern. Interessanterweise zeigt sich hier ein spannender Nebeneffekt: Je mehr Menschen ihre Workation-Erfahrungen teilen, desto größer wird das Interesse an flexiblen Arbeitsmodellen.
Arbeitgeber, die früher noch skeptisch gegenüber Remote Work waren, erkennen zunehmend die Vorteile und lassen ihre Mitarbeiter gerne von überall aus arbeiten. Gleichzeitig steigt bei vielen die Anzahl der Instagram Follower, die sich ebenfalls für diesen besonderen Lebensstil begeistern. Manche setzen gezielt auf eine höhere digitale Reichweite, andere nutzen die Workation allerdings auch bewusst als Offline-Auszeit – eine Balance, die jeder individuell für sich selbst finden muss.
Die wichtigsten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Workation
So verlockend das Konzept auf den ersten Blick auch klingt – nicht jedes Ferienhaus eignet sich automatisch für eine Workation. Wer produktiv arbeiten will, sollte bei der Auswahl einige Punkte beachten:
- Stabile Internetverbindung: Ohne ein schnelles und zuverlässiges WLAN wird die Workation schnell zum Stresstest für die Nerven. Vor der Buchung eines Ferienhauses sollte unbedingt geprüft werden, ob die Internetverbindung ausreichend für Videokonferenzen, große Datenmengen oder Cloud-Arbeit ist. Manche Anbieter haben sich bereits auf Workation-Gäste spezialisiert und garantieren High-Speed-Internet.
- Ergonomische Arbeitsplätze: Ein gemütlicher Esszimmertisch reicht für ein kurzes Meeting durchaus aus. Diejenigen, die allerdings mehrere Stunden pro Tag arbeiten, brauchen eine ergonomische Sitzmöglichkeit und einen geeigneten Tisch. Alternativ können Laptop-Ständer oder externe Tastaturen helfen, lästige Rückenschmerzen zu vermeiden.
- Ruhige Umgebung: Arbeiten mit Blick aufs Meer gestaltet sich äußerst idyllisch – aber nicht, wenn sich direkt neben dem Ferienhaus eine Baustelle befindet oder das Wellenrauschen so laut ist, dass die Kollegen in der Videokonferenz kaum zu verstehen sind. Eine ruhige Lage ist essentiell, um konzentriert arbeiten zu können.
- Klare Tagesstruktur: Wer nicht aufpasst, verliert bei einer Workation leicht den Fokus. Die Gefahr, mehr zu arbeiten als im Büro, ist groß – genauso wie die Verlockung, den Laptop zu früh zuzuklappen. Feste Arbeitszeiten helfen daher, die richtige Balance zwischen Job und Erholung zu finden.
Beliebte Workation-Destinationen in Europa
Darüber hinaus ist nicht jede Region für eine Workation gleichermaßen zu empfehlen. Besonders gefragt sind Reiseziele mit einer guten Infrastruktur, stabiler Internetverbindung und einem angenehmen Klima. Einige der derzeit beliebtesten Workation-Orte in Europa sind somit:
- Portugal: Städte wie Lissabon oder Porto sind sowohl bei digitalen Nomaden beliebt als auch bei Berufstätigen, die einfach temporär von dort aus arbeiten wollen. Die entspannte Atmosphäre, das milde Klima und die gute Infrastruktur machen Portugal zum idealen Workation-Ziel.
- Spanien (Kanarische Inseln): Fuerteventura und Teneriffa haben sich als Workation-Hotspots etabliert. Sie bieten ganzjährig angenehme Temperaturen und eine wachsende Community von Remote Workern.
- Italien (Toskana & Sizilien): Wer Ruhe und Natur schätzt, findet in ländlichen Regionen Italiens den perfekten Ort für konzentriertes Arbeiten mit mediterranem Flair.
- Deutschland & Österreich: Nicht jeder möchte ins weit entfernte Ausland reisen – auch die Alpenregion mit ihren Berghütten und gut ausgebauten Co-Working-Spaces in Städten wie München oder Wien zeigt sich für eine Workation ideal.
Workation als Zukunftsmodell?
Der Trend zur Workation zeigt, dass sich die Arbeitswelt nachhaltig verändert. Laut einer Umfrage von Statista aus dem Jahr 2023 können sich 63 Prozent der befragten Berufstätigen vorstellen, zumindest zeitweise aus dem Ausland zu arbeiten. Unternehmen wie Airbnb verzeichnen eine steigende Nachfrage nach Langzeitaufenthalten. Auch viele Ferienhausanbieter passen ihre Angebote gezielt an Workation-Gäste an.
Dennoch gibt es Herausforderungen in diesem Zusammenhang: Nicht jeder Beruf ist für Remote Work geeignet − und nicht jeder Arbeitgeber unterstützt dieses Modell. Zudem müssen die rechtlichen Aspekte hinsichtlich Aufenthaltsgenehmigungen, Steuerfragen und Versicherungsschutz beachtet werden.
Dennoch spricht vieles dafür, dass Workation in Zukunft noch beliebter wird. Gerade in Zeiten, in denen Flexibilität und Work-Life-Balance eine immer größere Rolle spielen, könnte das Ferienhaus als Arbeitsplatz in Zukunft für zahlreiche Menschen eine nachhaltige Alternative zum klassischen Büro werden.
Arbeiten im Ferienhaus – Freiheit mit Verantwortung
Die steigende Beliebtheit der Workation ist ein klares Zeichen für den tiefgreifenden Wandel der Arbeitswelt. Wer ortsunabhängig arbeiten kann, hat die Chance, seinen Alltag flexibler und inspirierender zu gestalten. Damit das Konzept funktioniert, sind jedoch eine gute Planung, die richtige Umgebung und klare Strukturen die Voraussetzungen.
Ob in den Bergen, am Meer oder auf dem Land – wer seine Workation richtig angeht, kann die Vorteile eines Tapetenwechsels genießen, ohne dabei an Produktivität einzubüßen.
20. Februar 2025 13:44