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Was macht eine Individualreise aus?

Jedes Jahr aufs Neue stellt sich für viele Menschen die geliebt-gefürchtete Urlaubsfrage: Wo soll’s hingehen zum Entspannen, Ausruhen, Leben, Lieben und Erleben, und auf welche Art und Weise soll dies geschehen? Immer mehr Menschen interessieren sich in diesem Kontext für sogenannte Individualreisen. Man möchte nunmehr nicht bloß am Strand verweilen und drei Mal am Tag am All-inclusive-Menü zuschlagen; man möchte stattdessen sehen, erkunden, erleben und, last but not least, fleißig davon berichten – was in Zeiten von Twitter, Facebook und Instagram ja kein allzu schwieriges Unterfangen ist. Was aber macht eigentlich eine Individualreise bzw. einen Individualurlaub aus? Ein Unterscheidungsversuch.

Individuell und nicht individuell – was ist hier die Frage?

Reisen haben es nun mal an sich, dass man sich dabei irgendwie fortbewegen und hin und wieder irgendwo zum Übernachten einkehren muss. Wer eine Städtereise unternimmt oder einen Strandurlaub plant wird sich darüber offensichtlich am wenigsten Gedanken machen. Denn einmal gebucht, sind Kost und Logis sowie die An- und Abreise für die Dauer des Urlaubs gesichert. Man wohnt entweder im Hotel oder in einem Ferienhaus; alle Aktivitäten werden von dort aus koordiniert. Mobilitätsbedürfnisse werden direkt vor Ort befriedigt – bei einer Städtereise insbesondere durch die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel und beim Strandurlaub – falls überhaupt – etwa durch eine kurzweilige Fahrzeugmiete. Oftmals werden diese Reisen pauschal von einem einzigen Anbieter gebucht. Insofern scheint es gerechtfertigt zu sein, in diesen Fällen nicht von Individualreisen bzw. -urlauben zu sprechen. Anders ist es, wenn man eine Urlaubs- bzw. Reiseaktivität sozusagen »auf eigene Faust« plant und durchzieht. Wie der Begriff »Individualreise« es ja auch bereits nahelegt, sind solche Unternehmungen höchst persönliche Angelegenheiten, und für solche ist es wesentlich, dass sie nicht standardisiert geplant werden können und damit verbunden auch nicht selten anders verlaufen, als sie ursprünglich geplant worden sind. Die Themen Kost, Logis und Fortbewegung müssen hierbei je nach Reiseweg und -ziel penibel durchdacht sein. In der Regel bucht man nicht über einen einzigen Anbieter, sondern stellt sich sein Reiseportfolio eigenständig zusammen. Die Art der Fortbewegung muss stets den jeweiligen Reisezielen und -orten angepasst werden; dabei muss man sich ziemlich breit aufstellen (Bus, Bahn, Flugzeug, Schiff – alles, was nötig bzw. möglich ist). Die Frage nach der Fortbewegungsart erweist sich jedoch als weniger problematisch, wenn man beispielsweise wandert oder mit dem Fahrrad oder einem Wohnmobil reist. Apropos Wohnmobil: Diese Art des Verreisens steht gegenwärtig ebenfalls hoch im Kurs. Der Vorteil: Man muss sich sowohl um die Art der Fortbewegung als auch um das Thema Übernachtungen keine Sorgen machen. Wer beispielsweise mit einem Luxus Wohnmobil unterwegs ist, genießt nahezu alle Vorteile, die man in einem gehobenen Hotel auch hat, bloß mit dem Zusatz, nicht örtlich gebunden zu sein. Freilich gibt es aber auch hier gewisse Abhängigkeiten (Stellplatzsuche, Wende- und Parkmöglichkeiten, Stromversorgung), die es sich im Vorfeld einer Reise bewusst zu machen gilt.

Grenzfall: Sporturlaube als Individualreisen?

Einen Grenzfall stellen indes sogenannte Sporturlaube dar. Grundsätzlich lassen sich auch diese als Individualreisen oder doch zumindest als Individualurlaube verstehen – zumindest so lange, wie es sich tatsächlich um selbstorganisierte Reisen bzw. Urlaube handelt, die jenseits des Mainstream-Tourismus liegen. Gleichwohl lässt sich darüber streiten. Wer beispielsweise eine Fahrradreise unternimmt und auf Campingplätzen im Zelt übernachtet, der, das kann man insofern ohne jeden Zweifel sagen, macht offensichtlich eine Individualreise; schließlich gibt es hier nicht nur ein echtes Abenteuerfeeling, sondern auch einen sehr hohen eigenständigen Planungs- und Gestaltungsbedarf. Wer sich dagegen etwa zum Wandern oder Laufen in ein Ferienhaus zurückzieht, ist sehr ortsgebunden und auch aktivitätsmäßig recht fokussiert; das Abenteuermoment hält sich dabei doch sehr in Grenzen, es sei denn, man geht Klettern oder ähnliches. Ebenso verhält es sich bei organisierten Sporturlauben: Zwar wird hier oftmals mit Individualität geworben; jedoch verfängt diese Werbung nicht, sobald man sich klar gemacht hat, dass Hunderte, wenn nicht gar Tausende andere genau dasselbe Angebot ebenfalls gebucht haben. Sofern man also die Abweichung vom Mainstream als Unterscheidungskriterium einführt, sind auch örtlich gebundenen Sportreisen ohne Frage als individuell zu verstehen. Ist das Unterscheidungskriterium demgegenüber das Reisen selbst sowie das Abenteuer, dann gehört zu einer echten Individualreise doch schon etwas mehr Unvorhersehbarkeit dazu. Letztlich ist es jedoch auch völlig unerheblich, welche Art von Urlaub man machen möchte. Denn das Wichtigste ist doch, dass man nach dem Urlaub nicht gestresster Heim kehrt als man zuvor gewesen ist. In diesem Sinne: Einen entspannten Urlaub, worin auch immer dieser bestehen mag!

9. Juli 2019 19:13